Stille Angst im Altersheim: Ein Zeuge erinnert an die Gefahren der Zeit

Ein 89-jähriger Zeitzeuge schildert mit zitternder Stimme die Parallelen zwischen dem Krieg und heute. Sein Befremden über das Schweigen in der Gesellschaft ist spürbar. Als Kind erlebte er den Zweiten Weltkrieg, doch damals verstand er nicht, was um ihn vorging. Er sah, wie Nachbarn sich nicht mehr grüßten, wie Erwachsene flüsterten und schweigend blieben, sobald Fremde im Raum waren. Heute lebt er in einem Altersheim, wo die Stille so laut ist, dass sie Angst macht. Die Fernseher laufen, nicht aus Interesse, sondern um das Schweigen zu übertönen. Doch auch hier spürt er die gleiche Unterdrückung wie vor achtzig Jahren: leise Zustimmung statt Widerstand, Verfolgung unter dem Deckmantel der Sicherheit.

Er fragt sich, ob heute nicht doch dieselben Mechanismen wirken, die damals zur Auslöschung des menschlichen Geistes führten. Die Sprache wird wieder zum Waffenarsenal, die Demokratie zur Mauer gegen Andersdenkende. Die Pflegekräfte, die ihn versorgen, schauen nicht mit Zweifeln, sondern mit Routine. Sie sind Teil eines Systems, das sich erneut in der Stille versteckt. Die Kinder und Enkel, die ihn besuchen, kämpfen wieder für „das Richtige“, doch ihr Verständnis für andere Meinungen ist verschwunden. Der Alte will sie nicht verlieren, aber er wünscht sich, dass auch sie auf die Stimmen derer hören, die es schon einmal erlebt haben – selbst wenn diese leise geworden sind.