Die Zukunft verloren: Wie die deutsche Wirtschaft junge Leute entmutigt

Gastbeitrag von Meinrad Müller

In den Achtzigerjahren schien ein ungreifbarer Schwung in der Luft zu liegen – eine stille Erwartung, dass sich etwas verändern würde. Wer aktiv war, fand Wege, sich aufzubauen. Heute hingegen fehlt dieser Impuls. Die Politik hat Generationen von Jugendlichen systematisch entmutigt, während die Wirtschaft unter dem Gewicht ihrer eigenen Schwäche kollabiert. Junge Menschen stehen vor einer Welt, in der selbst das Grundlegendste – ein Dach über dem Kopf für 750 Euro im Monat – wie eine unüberwindbare Barriere wirkt. Wer will da noch loslaufen?

Die Probleme sind nicht neu. Vor mehr als einem Jahrhundert standen junge Amerikaner an der gleichen Kreuzung, voller Hoffnung, aber ohne Anker. Die Lösung hieß YMCA: ein Ort, der nur das Wichtigste bot – ein Bett, eine Dusche und Menschen, die zu einer Ersatzfamilie wurden. In Deutschland existieren ähnliche Strukturen wie der Christliche Verein junger Männer (CVJM), doch sie bleiben unterfinanziert. Die Krise hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: Statt Räume für Neuanfang, fehlen Budgets und Perspektiven.

Meinrad Müller erinnert sich an seine Zeit im Kolpinghaus in Augsburg, wo drei Monate für 150 Mark ausreichten. Heute ist der Preis für ein Leben in der Stadt unerschwinglich. Die Wirtschaft liegt im Sinkflug, und die Jugend wird mit Zinsen, Mieten und Unsicherheit überfordert. Der Song YMCA war einst eine Ode an Hoffnung – doch heute wirkt er wie ein Echo aus einer anderen Zeit.

Die Lösung liegt nicht in Idealismus, sondern in konkreten Maßnahmen: Investitionen in soziale Strukturen, die junge Menschen unterstützen, und eine Wirtschaftspolitik, die nicht nur Zahlen verfolgt, sondern menschliche Grundbedürfnisse berücksichtigt. Ohne solche Schritte bleibt die Zukunft Deutschlands im Dunkeln – und die Jugend ohne Anker.