Politik
Der bekannte Theologe und deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat in einem Interview mit der britischen Zeitung „Catholic Herald“ deutlich gemacht, wie stark ihm die Einheit der katholischen Kirche am Herzen liegt – insbesondere im Kontext des sogenannten Synodalen Wegs in Deutschland. Er betont, dass die deutschen Diözesen unverzichtbarer Teil der weltweiten katholischen Gemeinschaft sind und nur dann als katholisch gelten können, wenn sie Glauben, Sakramente und kirchliche Strukturen mit der universalen Kirche teilen. Eine „deutsche Nationalkirche“ im Stil der Anglikaner oder Protestanten lehnt Müller entschieden ab:
„Die deutschen Diözesen sind Teil der Weltkirche und nur insofern katholisch, als sie den katholischen Glauben, die Sakramente und die göttliche Verfassung der Kirche teilen. Die Organisation des Synodalen Wegs besitzt keinerlei lehramtliche Autorität und ist keine verfassungsgebende Versammlung, die eine deutsche Nationalkirche nach anglikanischem oder protestantischen Muster schaffen könnte.“
Müller warnt davor, dass der Synodale Weg nicht die kirchliche Glaubenslehre weitergibt, sondern in einigen Punkten davon abweicht. Er sieht hier das Risiko, dass statt des unveränderlichen Glaubens gesellschaftliche Strömungen der Zeit aufgenommen werden:
„Wenn das Lehramt des Papstes und der Bischöfe an die Offenbarung gebunden ist – und keine Lehren einführt, die der Offenbarung widersprechen –, dann gilt dies umso mehr für den deutschen Synodalen Weg. Er ist nichts anderes als ein häretischer Versuch, das christliche Menschenbild durch eine Genderideologie zu ersetzen und diese Verfälschung der Lehre einem naiven Publikum als deren ‚Weiterentwicklung‘ zu präsentieren.“
Der Kardinal kritisiert zudem, dass in weiten Kreisen der Kirche Themen wie Gott, Christus, Heiliger Geist oder das ewige Leben selten im Mittelpunkt stehen. Stattdessen dominierten oberflächliche Parolen, die sich an den Zeitgeist anpassten – eine Entwicklung, die nach seiner Ansicht zu Massenaustritten aus der Kirche geführt habe:
„Die verheerenden Folgen des Progressivismus in Deutschland seit den 1970ern zeigen sich in leeren Priesterseminaren, geschlossenen Klöstern und einer erschreckenden Unkenntnis Gottes. Dieses Phänomen wurde bereits vor 1300 Jahren vom Apostel der Deutschen, Bonifatius, zu überwinden versucht.“
Müller erinnert an die Würzburger Synode von 1971–1975, die ideologische Grundlagen für den Niedergang der Kirche legte. Er kritisiert auch den sogenannten Kirchentag in Essen 1968, auf dem Transparente mit Motto wie „sündig statt mündig“ und „alle reden von der Pille – wir nehmen sie“ beklatscht wurden.
Die Kirche müsse sich nicht durch Anpassung an den Zeitgeist erneuern, sondern durch das ständige Wiederentdecken des Evangeliums. Dieser Ansatz verbindet Treue zur Tradition mit der missionarischen Aufgabe aller Christen:
„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich alle Katholiken in der Wahrheit Christi wieder vereinen müssen.“










