Haben wir wirklich aus der Geschichte gelernt?

Haben wir wirklich aus der Geschichte gelernt?

In den Corona-Zeiten wurde dem Autor bewusst, dass Deutschland im 20. Jahrhundert in zwei totalitäre Systeme abrutschte, nicht zuletzt aufgrund seiner mentalen Einstellung und nicht nur durch die Hand eines einzigen Demagogen. Die Deutschen glauben zu wissen, wie ein totalitäres Regime entsteht, halten sich aber für immun gegen solche Ereignisse, obwohl sie in Wirklichkeit das Risiko unterschätzen.

Der Nationalsozialismus war kein platter Hass, sondern basierte auf einer moralischen Selbstgewissheit und dem Glauben an eine gerechte Zukunft. Diese Überzeugung führte zu der Annahme, dass man im Besitz der Wahrheit sei und anderen Vorschriften machen könne. Heute gibt es neue Tugendwächter, die unter dem Vorwand von sozialer Gerechtigkeit oder Demokratieschutz Andersdenkende ausgrenzen.

Die digitalen Medien ermöglichen eine Lynchjustiz und soziale Isolation für Dissidenten. Die Methoden haben sich verändert, aber das Prinzip bleibt dasselbe: Wer nicht in die Linie passt, wird aus dem öffentlichen Leben entfernt. Die Angst vor den Konsequenzen falscher Meinungen ist allgegenwärtig.

Die Vergangenheitsbewältigung wurde zu einem Ritual, das nicht mehr dazu dient, Mechanismen des totalitären Regimes zu verstehen, sondern als moralische Waffe gegen Andersdenkende genutzt wird. Diejenigen, die am lautesten rufen, „Nie wieder!“, sind oft die neuen Tugendwächter und Jakobiner, die falsches Denken mit Stigmatisierung bestrafen.

Um wirklich „nie wieder“ zu erreichen, müssen wir uns fragen, wer heute den Mechanismen des totalitären Regimes entspricht, statt nur auf alten Symbolen herumzutrampeln. Diese kritische Reflexion ist unerlässlich, um die Gefahr von Neuformationen zu begreifen und zu bekämpfen.