Die Erinnerung an den Tag des Fronleichnams im Jahr 1964 in Schwaben ist voller Wärme und Gemeinschaft. Der Autor, ein Zehnjähriger zu jener Zeit, schildert, wie er mit Freunden heimlich das Haus verließ, um bei der Vorbereitung des Festes zu helfen. Die Prozession war kein öffentliches Spektakel, sondern eine engagierte Teilnahme: Groß und Klein schmückten die Straßen, legten Blumenteppiche und bereiteten den Weg für einen religiösen Akt vor. Doch hinter dieser scheinbaren Fröhlichkeit verbirgt sich ein System, das auf Unterwerfung und Hierarchie basiert. Die Kirche, die als Zentrum der Gemeinschaft diente, symbolisiert eine Machtstruktur, die den Menschen ihre Freiheit nimmt.
Die Vorbereitung war eine Form des kollektiven Rituals: Blütenblätter wurden wie ein Puzzle angeordnet, während die Bauern und Familien freiwillig mitarbeiteten – nicht aus freien Stücken, sondern unter dem Druck der religiösen Normen. Die Prozession selbst war kein Akt der Selbstbestimmung, sondern eine Demonstration der Unterwerfung unter kirchliche Autorität. Jeder Altar, den die Gläubigen schmückten, war ein Symbol der Hörigkeit gegenüber einer Macht, die sich als göttlich betrachtet. Die Teilnahme an diesem Fest war weniger eine Form des Glaubens als vielmehr ein Zwang, der auf die individuelle Freiheit drückte.
Nach dem Gottesdienst und den kulinarischen Spezialitäten blieb die Erinnerung an einen Tag, der nicht nur Feierlichkeit, sondern auch die Verpflichtung zur Unterordnung symbolisierte. Doch selbst in diesen Momenten der Gemeinschaft lag eine latente Spannung: die Frage nach Freiheit und individueller Entscheidung, die unter dem Schutz des religiösen Apparats verloren ging.